Am Beginn der Arbeit steht die Frage nach dem Text: Was ist ein Text, wie ist er zu lesen?
Der Text gilt als ein Medium der Darstellung von Sinn. Mit der Frage nach dem Sinn beschäftigt sich die Hermeneutik als Theorie der Auslegung und des Verstehens von Texten. Dabei begreift die „klassische“ Hermeneutik den Text als festen Bestand. Sie geht von einer zugrundeliegenden Bedeutung, einer Autorintention und einem Prozess des Verstehens aus – einer Wahrheit, die mit einem Text ausgedrückt wurde, einem „Geist“, der sich in einem Text ausdrückt. Dieser „Hermeneutik des Sinnverstehens“ wäre abzugrenzen eine „Theorie des autonom sich formenden Textes“, der strukturale Schriftbegriff, bzw. der Schriftbegriff Derridas.
Vielfach wird von einem „theologischen Resonanzboden“ in der Philosophie der Dekonstruktion, insbesondere im Denken Derridas, gesprochen. Dieser theologische Resonanzboden wäre die „jüdische Hermeneutik“. Ein dem Zugang „jüdische Hermeneutik als Methode“ in gewisser Weise entgegenstehender Zugang wäre Levinas’ Begriff der ethischen Hermeneutik. Dieser Ansatz führt zu einem Begriff der Schrift und der Hermeneutik, der vom Anderen, der Singularität und dem „Gehorsam“ als Einbruch dieses Anderen ausgeht. Hier werden auch spezifische Narrative der Tora und des Talmud genannt: der ortlose Ort, an dem der abwesende Kern der Schrift verwahrt wird. Der Schleier, der die Wahrheit verhüllt, aber durchscheinen lässt/sichtbar werden lässt, was sonst, unverschleiert, dem Menschen nicht zugänglich wäre. Wenn der Schleier als Text verstanden werden kann, als Raum des ‚Zwischen’, das Mensch und Unendliches trennt und verbindet, kann die jüdische Hermeneutik fruchtbares Material bieten, anhand dessen der Begriff des Medialen reflektiert werden könnte.