Räumen
Der Mensch in den heutigen Industriegesellschaften ist umgeben von Material und benötigt Raum um dieses anzusammeln, zu ordnen, zu verstauen, zu verteilen oder zu sich selbst in Beziehung zu setzen. Er verspürt ein Streben nach Glücksmomenten, die ihm der Besitz von bestimmten Gütern, Waren und Dingen verspricht.
Die Fotoarbeit Räumen untersucht das Hierarchieverhältnis zwischen Mensch und
Material innerhalb von öffentlich-privatem Raum. Beobachtet werden menschliche Orte, die sich im Prozess des Aus-, Um- und Einräumens zu fotografischen Portraits verdichten. Im Zentrum meiner Arbeit Räumen stehen Menschen verschiedener Nationen, die mithilfe eigener, kleiner Läden ihre Existenzen im urbanen Raum der Stadt Berlin zu etablieren versuchen. Der vom Philosophen Martin Heidegger geprägte Begriff ›Da-sein‹ (im Raum) findet in Räumen seine fotografische Interpretationsweise.
Mich fasziniert die Fragestellung, inwieweit diese Menschen zu den flüchtigen Dingen (den Verkaufsartikeln/ -objekten) eine ihrer Persönlichkeit entsprechende Haltung erkennen lassen (obwohl diese Dinge keine emotionale und domestizierte Verbundenheit implizieren) und sich diese Verbindung im Konstrukt öffentlicher/privater Raum konstituieren kann.
Die Fotoarbeit Räumen wird Fotografieuntypisch als installatives Ausstellungssystem präsentiert.Die Bilder befinden sich als 24 × 24 cm Duraclear-Leuchtdia Prints in einzelnen schwarzen Boxen, welche in einem handelsüblichen Schwerlast-Metalleckregal eingelagert werden. Durch bikonvexe Linsen in den Frontseiten der Boxen können, die durch LED Beleuchtung erhellten Bilder vergrößert und räumlich betrachtet werden.Die Art der Präsentation bezieht sich auf den Inhalt des räumlichen Portraits und ermöglicht jedem Betrachter den persönlichen und ›singulären‹ Betrachtungseindruck. Die Bilder können so getrennt voneinander betrachtet werden, und die Anordnung im Regal verweist auf die ladentypischen Lagerungssysteme. Das Regal kann beliebig (auch freistehend) im Raum aufgestellt werden und ist in seinen Ausrichtungen variabel an die Raumgröße anpassbar.
Betreuung durch Prof. Wiebke Loeper und
Prof. Dr. Claus Baldus
Entstehung im Sommer 2009
www.jonaswilisch.com
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