FH Potsdam
Uni Potsdam

Dipl. Des.

Florian Fischer

Kommunikationsdesign


Das Blaue vom Himmel (Fotografien von Tropical Islands)


Tropical Islands ist ein einmaliges, hybrides Gebäude, das sich irgendwo zwischen Themenpark und Erlebnisbad ansiedelt. Eine Symbiose aus künstlichen Sandstränden, Tapetenhimmel und tropischem Regenwald. Kurz vor Weihnachten 2008 tauschte ich für sieben Tage und Nächte meine Berliner Wohnung gegen eine Teakholzliege im Tropical Islands. Gebannt von der Absurdität und Mannigfaltigkeit dieses Ortes, der so anschaulich gesellschaftliche Verhältnisse in verdichteter Form erkennen lässt, verbrachte ich den Jahreswechsel und viele weitere Tage und Nächte bei 26°C unter Palmen und Stahlhimmel. Mein Verhältnis zum Tropical Islands ist von Ambivalenz geprägt, die Faszination für den glückseligen, unterhaltenden Ort rivalisiert mit der Ablehnung des kulturlosen, entseelten Regenwaldimitats. Tropical Islands stellt eine reproduzierte Welt dar, die Fotografien davon sind Reproduktionen dessen – die Quadratur der Reproduktion. Ein zum Scheitern verurteilter Versuch etwas festzuhalten, das es nicht gibt. Seit der industriellen Revolution wird die strikte Trennung von Freizeit und Arbeit perfektioniert. Eine am Leistungsprinzip orientierte Arbeitsstruktur steigert die Erholungsbedürftigkeit immens. In der ökonomischen Wachstumskurve der Freizeitbranche spiegelt sich dieser kompensatorische Aspekt wider. Und mehr noch, die säkularisierte Gesellschaft fordert eine sinnstiftende Freizeit ein, um den mythenlosen, entfremdenden Berufsalltag zu entlasten. Freizeit wird zu einem sakralen Erlebnis in den Kathedralen des 21. Jahrhunderts*. Die paradiesischen Erlebniswelten sind Kompensationsräume, vollkommener und geordneter als der Realraum. Der Verbraucher von morgen lebt in zwei Gebäuden: im eisernen Käfig der wirtschaftlichen Notwendigkeit und im luxuriösen Schloss romantischer Träume und Genüsse.* Der erste Spatenstich im Tropical Islands ist nichts anderes als der Versuch, den ewigen Traum vom Paradies wahr werden zu lassen. Hinter allen Sehnsüchten verbirgt sich letztlich das Heimweh nach dem verlorenen Paradies. Und wie in jeder positiven Utopie lebt das Paradies als Insel weiter.
* H. Opaschowski

Betreuung durch Prof. Lex Drewinski, Michael Trippel und Jan Stradtmann
Entstehung im Winter 2008/2009

zurück